95 % deines Studiums sind geschafft. Du hast deine Thesis abgegeben. Erst einmal HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! Jetzt steht nur noch das Kolloquium aus. Aber was genau ist das Kolloquium, was kommt da auf dich zu?
Das Kolloquium im Studium ist das Fachgespräch zwischen Prüfer:innen und Studierenden zur Diskussion der Inhalte der Thesis und bildet den Abschluss deines Studiums. Die Student:in stellt zuerst die eigene Arbeit vor. Danach werden die Inhalte anhand von Fragen der Prüfer:innen diskutiert. Insgesamt dauert das Kolloquium zwischen 30 und 60 Minuten.
Prof. Dr. Birgit Behrensen
Prof. Dr. Stephan Arens
RA, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und Professur an der FOM für Wirtschaftsrecht
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Prof. Dr. Kai-Marcus Thäsler
Managing Director bei Posterscope Deutschland und Professur an der FOM für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
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Prof. Dr. Frank Tubbesing
Inhaber einer Unternehmensberatung und Professur an der FOM für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre
Prof. Dr. Wolfram Wirbelauer
RA für Arbeitsrecht und Compliance und Professur an der FOM für Wirtschaftsrecht
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Alle Professor:innen haben sich jeweils ungefähr 60 Minuten Zeit genommen und Fragen zum Thema Abschlussarbeit und Kolloquium beantwortet. Das ist nicht selbstverständlich und dazu kann ich nur Danke, Danke und noch einmal Danke sagen!
Das habe ich die Professor:innen gefragt:
… und noch vieles mehr. Die Antworten sind direkt in die Beantwortungen der Fragen eingeflossen. Wenn du also nur Zeit hast, genau einen Beitrag zum Kolloquium zu lesen, dann sollte es dieser sein!
Farblegende: Die Überschriften für besondere Tipps in den einzelnen Kapiteln sind in dieser Farbe.
Das Kolloquium ist eine Ergänzung zur Abschlussarbeit und wird als eigener Teil bewertet. Im Kolloquium soll festgestellt werden, ob die Studierende in der Lage ist, die Ergebnisse der Abschlussarbeit, die fachlichen Grundlagen, fachübergreifende Zusammenhänge und außer fachliche Bezüge mündlich sicher und frei zu präsentieren und zu begründen. Des Weiteren soll die Bedeutung der Ergebnisse für die Praxis durch die Studierende eingeschätzt werden.
Das heißt jedoch nicht, dass du das genau so an jeder Stelle tun solltest, aber …
… wenn du im Kolloquium Charts und Grafiken zeigst, dann hast du dich vorab genau darauf vorbereitet und den Kontext aufbereitet. Deine Prüfer:innen hatten diese Chance nicht. Sie wissen vielleicht nicht mehr genau, wie an dieser Stelle die Argumentation auf diese Grafik aufgebaut hatte. Hol deine Prüfer:innen also thematisch ab.
Verstehen deiner Arbeit: das heißt, du erklärst auf Nachfrage Zusammenhänge, Formulierungen und die Entscheidungen, die du im Rahmen deiner Abschlussarbeit getroffen hast. Dazu gehört auch die Diskussion deiner methodischen Vorgehensweise, Auswahl von statistischen Tests oder auch deine Expert:innendefinition für die Interviews.
Diskussion der Ergebnisse: Nachdem du deine Abschlussarbeit umfassend dargestellt hast, diskutierst du nun deine Ergebnisse mit den Prüfer:innen. Entweder stellen sie dir Fragen und du musst deine Ergebnisse selbst in Bezug zum Forschungsstand und Nutzen setzen oder bestenfalls entwickelt sich ein offenes Fachgespräch an dieser Stelle. Sei auch auf Einwände vorbereitet.
Das Kolloquium besteht gewöhnlich aus einer Präsentation der Abschlussarbeit und der Diskussion mit den Prüfer:innen. Bei einigen Fachhochschulen, insbesondere berufsbegleitenden und dualen Studiengängen) wird ein Theorie-Praxis-Transfer vorangestellt. In der Präsentation, der kürzere Teil des Kolloquiums, stellst du deine Arbeit und Ergebnisse vor. In der Diskussion stellen dir die Prüfer:innen Fragen dann zu deiner Arbeit. Der Transfer Bericht stellt Bezug zwischen den Studiumsinhalten und deinem Arbeitsbereich her.
Vor dem Kolloquium hat es bereits eine Absprache der Prüfer:innen bezüglich des Bestehens der Abschlussarbeit und des Notenrahmens gegeben. Bis zum Zeitpunkt des Kolloquiums waren die Noten für deine Abschlussarbeit jedoch noch nicht final festgelegt, sondern von jeder Prüfer:in für sich als „Notenregion“ vermerkt.
Die Prüfer:innen werden dich daher nach der Diskussion bitten, den Raum zu verlassen, um die finalen Noten für deine Abschlussarbeit und das Kolloquium zu besprechen.
Danach wirst du hereingebeten und dir werden beide Noten verkündet. Damit hast du dein Kolloquium und auch dein Studium erfolgreich abgeschlossen. Deine Urkunde bekommst du jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Das Kolloquium für Bachelor und Master-Studierende ist im Grunde gleich aufgebaut. Unterschiede sind in der Länge der einzelnen Bestandteile zu finden und in der Tiefe der Diskussionsebene. Beim Master-Kolloquium wird ein höherer Stellenwert auf die fachliche Diskussion der Ergebnisse gelegt. Die Bachelor-Prüfung im Allgemeinen ist eher der Beweis, dass die Studierende in der Lage ist, wissenschaftlich korrekt zu arbeiten.
Gesamtdauer zwischen 30 und 45 Minuten
(15 min. Prüfung Transfer-Assessment)
ca. 10-15 min. eigene Präsentation der Arbeit
ca. 15 min. Diskussion der Ergebnisse
Gesamtdauer zwischen 45 und 60 Minuten
(15 min. Prüfung Transfer-Assessment)
ca. 20 min. eigene Präsentation der Arbeit
ca. 30 min. Diskussion der Ergebnisse
Die genaue Aufteilung von Präsentation und Diskussion ist häufig nicht festgelegt, da dies auch sehr von den Wünschen der Prüfer:innen und der abgegebenen Arbeit abhängt. Daher wird normalerweise eine maximale Gesamtlänge des Kolloquiums in der Prüfungsordnung vorgegeben.
Präsentation als Baustein zur Vorstellung der Abschlussarbeit: Die Abschlussarbeit wird den Prüfer:innen im Rahmen des Kolloquiums häufig in Form einer Präsentation vorgestellt. Zwingend vorgeschrieben ist dies jedoch nicht in jeder Prüfungsordnung.
TIPP:
Kontrolliere, welche Form der Vorstellung deiner Arbeit über deine Prüfungsordnung festgelegt ist. Sollte dies dort nicht festgehalten sein bzw. sind verschiedene Optionen freigestellt, frag bei deiner Erstbetreuer:in nach, was diejenige präferiert.
Die Informationen sowohl zu den Rahmenbedingungen deiner Abschlussarbeit als auch zum Kolloquium findest du in der Prüfungsordnung zu deinem Studiengang. Häufig sind die Informationen direkt online abrufbar.
Bei der Fernuni Hagen findest du die Prüfungsordnungen im jeweiligen Download-Bereich der einzelnen Fakultäten. Dieser ist sogar ohne Log-in erreichbar. Teils wird nach Studiengang sortiert, wie zum Beispiel beim B.Sc. Psychologie. Die juristische Fakultät hingegen hat eine Übersichtsseite für die Prüfungsordnungen.
Bei der FOM Fachhochschule für Oekonomie & Management kannst du hingegen nur über den geschützten Log-in-Bereich Online-Campus auf die Rahmenprüfungsordnungen zugreifen. Unter Prüfungen > Studienbuch werden unter deinem Studiengang alle relevanten Prüfungsordnungen und Informationen aufgelistet.
Eventuell haben deine Prüfer:innen besondere Anforderungen an die Durchführung deines Kolloquiums. Zum Beispiel war die Anforderung meines Zweitprüfers beim LL.M. Unternehmensrecht, Mergers & Acquisitions, dass die Präsentation zwischen 5 und 7 Folien liegen sollte.
Daher solltest du auf jeden Fall frühzeitig bei beiden Prüfer:innen anfragen, ob sie bestimmte Wünsche bezüglich des Kolloquiums haben. Sowohl in Bezug auf die Vorstellungsart, die zeitlichen Vorgaben als auch potenzielle Begrenzungen von Folienseiten.
Unter Umständen kann eine Prüfungsordnung aufgrund veränderter Umstände (Corona) verändert werden. Oder es wird eine zusätzliche Prüfungsordnung für diesen Zeitraum hinzugefügt. Kontrolliere daher frühzeitig, am besten vor Beginn der Thesis und erneut kurz nach Abgabe der Thesis, ob eine neuere Variante deiner Prüfungsordnung vorliegt. Sollte sich etwas geändert haben, sprich mit deiner Betreuer:in.
In der Diskussion werden Teile deiner Arbeit näher besprochen. Dazu werden dir Fragen gestellt, die du beantworten können solltest. Dabei wird zwar vornehmlich der Kern deiner Arbeit, deine Forschung und deine Ergebnisse näher hinterfragt, aber es können auch Fragen zu Theorie und Methode kommen.
Ziel der Diskussion ist es, festzustellen, wie weit du das Thema durchdrungen hast. Dabei wird auch beurteilt, wie passend deine Forschungsmethode zur Forschungsfrage und -thema war. Konntest du dein Thema in den theoretischen Rahmen oder spezifische Modelle korrekt einordnen (schriftlich ist eine Sache – das Kolloquium zeigt, ob du es wirklich verstanden hast).
Zusätzlich soll im besten Fall die Diskussion ein Gespräch unter Expert:innen sein. Das heißt, die Prüfer:innen bringen vielleicht auch Wissen mit, was über deine Arbeit hinausgeht und halten deine Arbeit dagegen.
TIPP: Fertige dir zu den einzelnen Bereich A5 Karteikarten an, in denen du stichpunktartig die wichtigsten Punkte festhältst. Diese kannst du dann vor dem Kolloquium noch einmal kurz wiederholen, ohne gleich die ganze Arbeit durchzuarbeiten.
Das kannst du übrigens auch als Mindmap machen, wenn du dir die einzelnen Punkte so besser merken kannst.
Je nach Fachbereich gibt es für jede Abschlussarbeit unterschiedliche Betrachtungsweisen und entsprechend unterschiedliche Fragen. Ich habe dir hier eine Auswahl dargestellt, die es dir ermöglichen sollte, die Fragen auf dein Themengebiet anzuwenden.
Ja, einige Fragen davon sind knackig und unbequem. Genau deswegen stehen sie hier, damit du dich drauf vorbereiten kannst.
Direkt nach Abgabe der Thesis fragt man sich meist: „Ok, wie lange dauert es jetzt bis zum Kolloquium?“ Und es ist auch vollkommen normal, dass du wissen möchtest, ob du nun dein Studium und auch deine Arbeit bestanden hast oder nicht.
Je nach Prüfer:in können sich jedoch diese Zeiten massiv unterscheiden. Von einer Woche bis Monate Korrekturzeit geht da quasi alles. Meist gibt es zwar grobe Rahmenbedingungen (Prüfungsordnung), aber auch diese werden nicht immer eingehalten.
Solange dein:e Prüfer:in diese Zeiten nicht massiv (Monate) überzieht, würde ich auch davon absehen, nachzufragen. Jemandem auf die Füße zu treten, der für die Benotung deiner Thesis zuständig ist, ist vermutlich nicht so gut.
In vielen Prüfungsordnungen ist die Bewertung der Arbeit mit „mindestens ausreichend“ Voraussetzung für die Zulassung zum Kolloquium. Jedoch gibt es Prüfungsordnungen, in denen das Kolloquium Teil der Abschlussarbeit ist und bei entsprechender Note zum Nichtbestehen des Kolloquiums UND der Arbeit führen kann.
Das liegt an unterschiedlichen Bewertungsgrundlagen für die Abschlussarbeit und unterschiedlichen Voraussetzungen für die Zulassung zum Kolloquium. Die finale Antwort findet sich in deiner jeweiligen Prüfungsordnung.
ABER: Wenn die Arbeit definitiv nicht bestanden ist, dann macht auch ein Kolloquium keinen Sinn mehr. Da würdest du dann nicht eingeladen werden. Also muss vorher wenigstens die Möglichkeit einer 4.0 insgesamt bestanden haben.
„Wenn die Vorleistungen in Richtung 4.0 tendieren, besprechen sich die Prüfer in der Regel vorher und der Erstprüfer nimmt mit dem Kandidaten/-in Kontakt auf, nennt die Misere beim Namen und empfiehlt noch mal zu schreiben (die Prüfer lassen einen dann durchfallen, sodass man noch mal ran kann). Mit einer 4,0 kann man im Arbeitsmarkt schließlich nichts anfangen.
Wir müssen objektiv bewerten. Aber wir bemühen uns auf der menschlichen und rechtlich zulässigen Ebene um Schadensbegrenzung.“
To-do: Schau bitte in deiner Prüfungsordnung nach, denn es gibt viele verschiedene Varianten, wie das Thema Bewertung Abschlussarbeit und Kolloquium (ja/nein) gehandhabt wird.
Ja!
Allerdings ist das selten und es gibt eigentlich nur zwei Gründe, warum das passieren könnte:
Der Grund für einen Blackout ist meist Nervosität. Du bist in einer besonderen Situation, sollst vor zwei oder mehr Menschen sprechen und es steht auch noch etwas auf dem Spiel für dich. Nicht unbedingt eine entspannende Vorstellung.
Frag deine Prüfer:in, ob du eine Extra-Folie vorn einfügen darfst, mit Daten von dir und einem Foto. Du könntest das damit begründen, dass die Zweitprüfer:in dich nicht kennt. Dann stellst du dich vor: Wer bist du, was machst du, was hast du gelernt, seit wann studierst du mit welchem Schwerpunkt.
Das soll natürlich nicht ausufern. Maximal zwei Minuten solltest du damit verbringen. Am Ende nimmt es dir aber den Druck, vor deinen Prüfer:innen zu stehen und nichts sagen zu können. Und dann redest du einfach weiter und stellst deine Arbeit vor.
Du kannst das Kolloquium genau einmal wiederholen. Das heißt, es wird ein neuer Termin für das zweite Kolloquium festgelegt. An diesem Termin wird das Kolloquium komplett mit allen Bestandteilen wiederholt.
Bestehst du auch das zweite Kolloquium nicht, so gilt die gesamte Abschlussarbeit als nicht bestanden. Du musst also mit einem neuen Thema noch einmal von vorn anfangen. Aber Achtung: auch die Abschlussarbeit kannst du nur einmal wiederholen. Insgesamt hast du also zwei Versuche für die Abschlussarbeit und somit vier für die Kolloquien.
Frage nach Feedback!
Auch wenn es unangenehm ist. Besonders nach einem nicht bestandenen Kolloquium solltest du deine Prüfer:innen um detailliertes Feedback bitten, damit du dich besser vorbereiten kannst.
Wichtigste Prämisse sind die Vorgaben aus deiner Rahmenprüfungsordnung und die Wünsche deiner Prüfer:innen. Sie sollten immer deine erste Anlaufstelle sein.
Ansonsten sind ca. 7-10 Inhaltsfolien eine grobe Richtung. Wobei 10 Inhaltsfolien wirklich schon das absolute Maximum sind. Du solltest dich eher kürzer fassen als zu lang. Schließlich sollst du im Kolloquium zeigen, dass du Prioritäten setzen kannst. Also stelle dir immer die Frage: Ist der Inhalt, den ich jetzt darstellen möchte, wirklich relevant für das Ergebnis?
10 bis 12 Minuten, auf den Punkt, die Highlights der Arbeit
Beim Aufbau deiner Präsentation solltest du dich an den Aufbau deiner Abschlussarbeit halten.
Im Detail kann das wie folgt aussehen:
Was sind meine Ergebnisse?
Was war mein Problem?
Was war meine Frage?
Zu welchem Ergebnis bin ich gekommen?
Man führt in den 20 Minuten, die man zum präsentieren hat, die Zuhörer durch die Arbeit
durch und erklärt:
Das wollte ich,
dazu habe ich geforscht,
so bin ich methodisch vorgegangen,
das ist herausgekommen,
so ordne ich meine Ergebnisse ein.
TIPP: Dein methodisches Vorgehen kannst du gerne frei vortragen. Die Methode ist bei der Abschlussarbeit nur ein Mittel zum Ziel zu kommen. Es wird erwartet, dass du die gewählte Methode beherrschst. Du musst sagen, was du getan hast und warum, musst aber keine wissenschaftliche Abhandlung über die Methode selbst verfassen. Auch nicht im Kolloquium.
Weitere Bestandteile der Präsentation, bei denen es eventuell Vorgaben deiner Hochschule gibt:
„Ich sehe (als Prüfling), die Arbeit ist an den und den Punkten nicht perfekt, weil ich nicht die Zeit hatte oder es irgendein Problem gab“, und es als Resultat methodisch Diskussionspunkte gibt. Wenn man das anspricht, hat man immer schon die Sympathie der anderen.
Das kommt darauf an. Rein theoretisch geht es sowohl mit als auch ohne Quellenangaben. Primär kommt es auf die Wünsche deiner Prüfer:innen an. Folgende Dinge solltest du daher vorab überprüfen:
Im Zweifelsfall: immer mit Quellenangaben!
Klar, einfach und deutlich. Es muss auf den ersten Blick erkennbar sein, was die einzelnen Folien aussagen. Weder Datenfriedhöfe noch von oben bis unten mit Text vollgepackte Folien sind im Kolloquium hilfreich.
Stelle dir stattdessen folgende Fragen:
Natürlich darfst du auch Text verwenden, gehe damit aber lieber sparsamer um als zu verschwenderisch.
TIPPS für den Text und Auflockerung der Folien:
Fangen wir an mit dem, was du auf keinen Fall machen solltest:
Du weißt nicht, was eine Prezi ist? Gib Prezi und Kolloquium bei Google ein und du wirst viele tolle Foliensätze finden. Leider steht nicht dabei, wie die Prüfer:innen das fanden. Einhellige Meinung der für diesen Beitrag befragten Professor:innen: Nein, die Folien müssen klar und einfach strukturiert sein. Bei Frau Prof. Dr. Behrensen gibt es zum Beispiel gar keine Präsentationen, sondern nur das kollegiale Gespräch zwischen Prüfling und Prüferin. Zur Unterstützung gibt es maximal ein Handout.
Warum? Hier gilt das gleiche Prinzip wie bei deiner Abschlussarbeit. Es geht nicht darum, dass die Präsentation besonders „hübsch“ ist, sondern dass sie erstens formal richtig ist und zweitens der Inhalt richtig dargestellt ist.
Worauf du noch achten solltest bei deiner Präsentation:
5 Jahre lang durfte ich selbst PowerPoints in der Commerzbank AG zur Vorlage vor dem Vorstand basteln. Vorstellen von Projekten (Bitte gib mir möglichst viel Geld, damit das Projekt durchstarten kann.) oder von Projektergebnissen (Das haben wir mit dem Geld gemacht – ist super geworden. Bitte gib mir mehr Geld). Für den Projektjob musste ich mich mit einer PowerPoint-Präsentation bewerben zum Thema „warum bin ich die Richtige für den Job“. Mein Kenntnisstand zu PowerPoint damals: Wenig bis nicht vorhanden.
Was habe ich geliefert?
Folienübergänge, nacheinander aufpoppende Texte und Symbole. Die Folien waren nicht überladen, sie waren auch keine Textfriedhöfe. Aber insgesamt war die Präsentation nicht besonders gut. Ich konnte PowerPoint ja auch noch nicht. Woher sollte es auch kommen?
Dafür aber fancy Folienübergänge und poppende Textanimationen. Super Idee.
Ich habe den Job zwar bekommen, aber definitiv nicht für meine PowerPoint Kenntnisse. Das wurde mir dann beigebracht. So gut, dass ich am Ende immer die Endkontrolle übernehmen durfte, bevor irgendwelche Foliensätze aus dem Projekt an den Vorstand gegangen sind.
Zahlen, Daten, Fakten. Sie wollen Folien sehen, die klar und deutlich zeigen, worum es geht. Ohne Klimbim.
Stell dir vor, du hast genau 5 Minuten Zeit und 10 Folienseiten, um ein 50 Mio. EUR Projekt vorzustellen. Und du bist mit deiner Präsentation eine von 15 anderen, die auch gut sind. Sie muss formell also perfekt sein, sonst wird der Inhalt gar nicht weiter beachtet. Denn wenn man die Formalia schon nicht korrekt hinbekommt, wie soll das dann mit dem Projekt laufen …
Deine Prüfer:innen im Kolloquium kannst du mit dem Vorstand der Commerzbank AG gleichsetzen. Auch sie möchten eine klare Vermittlung von Daten und Inhalten. Einfach, verständlich und sofort zu erfassen! Wenn du eine blinkende und blitzende Präsentation vorlegst und eine Abschlussarbeit, die keine 1,0 ist, dann denken sich die Prüfer:innen: Prioritäten falsch gesetzt. Die Studierende:r hätte sich mal besser auf den Inhalt konzentrieren sollen.
FINGER WEG von all dem fancy ****. Darauf kommt es nicht an.
EINE Ausnahme gibt es möglicherweise: Du studierst Mediendesign und die Vorgabe deiner Prüfer:innen ist: Erstelle eine möglichst ausgefallene Präsentation mit allem Drum und Dran. Dann dürftest du auch wieder zu Prezi greifen.
Transfer-Bericht, Transfer-Assessment und Theorie-Praxis-Transfer sind zusätzliche Prüfungsbestandteile, die vornehmlich berufsbegleitenden und dualen Studiengängen vorbehalten sind. Durch diese Transfer-Berichte soll festgestellt werden, inwieweit die Studierenden die im Studium erlernten Inhalte mit ihrer beruflichen Praxis verknüpfen und ihre Kompetenzen ausweiten konnten. Manche Hochschule lassen ein berufliches Projekt über das ganze Studium hinweg laufen, um einen dauerhaften Transfer sicherzustellen.
Für das Transfer-Assessment im Kolloquium bei der FOM wurden sowohl im Bachelor als auch im Master 15 Minuten Prüfungszeit festgelegt. Aus eigener Erfahrung und auch Erfahrungen von Kommiliton:innen konnte ich jedoch herauslesen, dass dieser Prüfungsteil meist deutlich kürzer ausfällt. Schließlich sind die Prüfer:innen auch mehr an den Ergebnissen deiner Abschlussarbeit interessiert als an dem Transfer.
Tipps für die Prüfung
In der Prüfung solltest du die Präsentation kurz halten und deine Erkenntnisse auf maximal 3 Folien zusammenfassen. Präsentationen mit kleinteiligen 15 Seiten-Präsentationen sind bei der Vorstellung des Transfer-Assessments fehl am Platz.
Je kürzer, desto besser. Es geht darum, wie man das Studium fand. Man sollte nicht motzen. Aber man sollte auch eine kritische Distanz zu seinem Studium haben: „Folgendes hat mir in meiner konkreten Arbeitssituation etwas gebracht, folgendes hat mir nichts gebracht.“
Die Professor:innen sind daran interessiert zu wissen, inwieweit sich das Studium am beruflichen Alltag ihrer Studierenden orientiert. Die Inhalte können nur verbessert werden, wenn die Hochschule darüber Bescheid weiß. Denke aber daran, dass du mit deinen Prüfer:innen sprichst und nicht mit Kommiliton:innen, also nicht motzen.
Bei der FOM müssen über drei Semester Transferberichte zu jeweils einem Modul geschrieben werden. Der Umfang liegt bei 1000-1200 Worten. Zu diesen Modulen sollst du im Kolloquium dann deine Erkenntnisse präsentieren. In meinem Fall habe ich versucht, den Bericht pro Modul jeweils in drei Teile zu strukturieren.
Des Weiteren wird das Studium noch mit einer Selbsteinschätzung der Kompetenzen begleitet. Dafür füllst du am Anfang und am Ende des Studiums einen Fragebogen mit Einschätzungen deiner Kompetenzen auf unterschiedlichen Gebieten.
Dummerweise waren die Einstufungen bei der Einstiegsbewertung andere. (Bewerten sie ihre Kompetenz auf diesem Gebiet auf einer Skala 1-5.) In der Endaufnahme wurde dann gefragt, ob man sich verbessert hat oder nicht – (auch 1-5.) Das sind jedoch Äpfel und Birnen und dürfte eigentlich nicht verglichen werden. Daher kam bei Methodenkompetenz auch -0,7 raus. Bitte diesen Teil nicht nachmachen.
Informiere dich vorher, in welchen Bereichen deine Prüfer:innen beruflich tätig sind. Schau noch einmal durch deine Unterlagen. Welche deiner beruflichen Aspekte könnten besonders spannend für die Prüfer:innen sein, weil sie genau in diesem Bereich arbeiten? Oder umgekehrt, was schätzt du als spannendes Thema ein, von welchem deine Prüfer:innen noch nie gehört haben? Versuche, diese Besonderheit hervorzuheben.
Die fachliche Vorbereitung ist der wichtigste Punkt der Vorbereitung. Einmal eben die Arbeit lesen und hingehen reicht leider nicht. Dann wirst du an den Nachfragen deiner Prüfer:innen scheitern.
Ein großer Tipp: man sollte für sich immer einen Elevator Pitch machen. Überlegen Sie sich in 30 Sekunden: Was ist die Essenz meiner Arbeit? Wenn ich das weiß und wenn ich meine Arbeit noch einmal auffächere für eine Präsentation, dann kann so viel nicht schiefgehen.
Die Diskussion ist bestenfalls ein Gespräch unter Fachexperten (ja, du bist dann auch eine:r). Wenn du die Argumente deiner wichtigsten Journals parat hast, bist du viel tiefer in der Materie und gewappnet für die meisten Fragen. Die restlichen Teile deiner Arbeit solltest du dann einzeln analysieren und auf Oberbegriffsebene notieren.
Halte diese Erkenntnisse auf A5 Karteikarten fest – kein A4, du sollst nicht ins Schwafeln kommen, aber du sollst auch ausreichend Platz haben. Maximal Front und Rückseite nutzen pro einzelnem Bereich. Und in Bullets oder Mindmap – nicht ausgeschrieben.
Auf den Karteikarten sollte mehr Informationen stehen als auf der PowerPoint. Die PowerPoint soll klar und übersichtlich sein. In deinem Vortrag solltest du aber mehr Informationen geben können, als auf der PowerPoint steht. A5 Karteikarten sind hierfür das perfekte Mittelmaß.
Diese kurze Checkliste ist dafür da, dass du sicher sein kannst am nächsten Tag optimal vorbereitet zu sein. So kannst du die wichtigsten Inhalte noch einmal wiederholen, ohne die ganze Arbeit noch einmal lesen zu müssen.
Wenn du mit der Zeit nicht hinkommst, dann wird auf jeden Fall abgewertet. Es zeigt nämlich, dass du nicht priorisieren kannst und dich nicht ausreichend vorbereitet hast.
Deuten auf schlechte Vorbereitung. Es gibt Vorgaben. Wenn du diese nicht einhältst, wird abgewertet.
Auch dies sagt deinen Prüfer:innen, dass du nicht Prioritäten setzen kannst. Weder deine Thesis noch das Kolloquium wird vor Unwissenden gehalten. Wenn du jedes einzelne Kapitel vorstellst, dann wird auf jeden Fall auch Unwesentliches dabei sein. Deine Prüfer:innen wollen aber deine Sichtweise vom Problem hören und wenn es geht, auch spannend dargestellt.
Dass man die Folien so überfrachtet oder in den Folien in einen Besinnungsaufsatz abgleitet. „Was ich schon immer mal zum Thema sagen wollte. Über mein schönstes Urlaubserlebnis.“ Und das hat keinen wissenschaftlichen Wert.
Du solltest die Präsentation frei halten können. Wenn du zum Beispiel auf einzelne Prozentzahlen eingehen willst, dann ist das ok. Das könntest du auch gut mit Gestik untermalen. Ablesen aller Folien bedeutet aber, dass du nicht weißt, was auf deinen Folien steht und worum deine Arbeit geht => Abwertung.
Die Diskussion ist der wichtigste Teil deines Kolloquiums, für den auch dementsprechende Zeit vorgehalten wird. Du musst in der Lage sein, auf Fragen deiner Prüfer:innen einzugehen. Bist du dazu nicht in der Lage, so ist das eigentliche Ziel des Kolloquiums verfehlt.
Bei den Jurist:innen ist alles etwas genauer als bei anderen Disziplinen. Das gilt auch für das Kolloquium.
Der wichtigste Tipp:
Du musst als angehende Jurist:in auf jeden Fall kontrollieren, ob es zwischen Abgabe der Thesis und Kolloquium Gesetzesänderungen, Entscheidungen oder andere wichtige Veröffentlichungen in Bezug auf dein Thesis-Thema gegeben hat. Das Kolloquium in Jura bildet die einzige Ausnahme, bei der neue Inhalte im Kolloquium mit aufgenommen werden müssen.
Also das Kolloquium wird bewertet auf der Grundlage des Rechtsstandes zum Zeitpunkt des Kolloquiums. Das heißt, man darf nicht mit den Inhalten seiner Abschlussarbeit, die bis zum
Kolloquium auch schon ein paar Wochen her sein kann, aufhören. Sondern man muss anfangen mit einer aktuellen Themenrecherche. Es kann ein wesentliches Urteil gegeben haben, eine Gesetzgebungsinitiative, die die Findings der Abschlussarbeit ändern oder ergänzen.
Nennst du diese wichtigen Änderungen nicht, so wird auch eine Arbeit, die vielleicht vom Inhalt sonst eigentlich mit einer 1.0 bewertet worden wäre, abgewertet.
Das Gesetzbuch ist immer dabei. Das Gesetz ist die Grundlage für deine Thesis. Der genaue Wortlaut ist wichtig. Eventuell stellt eine der Prüfer:innen eine Frage, bei der du ebendiesen Wortlaut noch einmal genau nachlesen musst, um darüber diskutieren zu können. Bist du dann nicht in der Lage nachzusehen und das von dir behandelte Problem in der notwendigen Tiefe zu besprechen, dann kannst du dich auf eine Abwertung verlassen.
Es wird im Regelfall, zumindest von einem juristischen Prüfer nicht
übel genommen, sondern auch durchaus positiv bewertet, wenn man sagt:
„Interessante Fragestellung. Könnte ich mir diese oder jene Richtung
vorstellen. Aber da muss ich noch mal kurz in das Gesetz schauen. Augenblick.“
Viele haben die Gesetze, die sie brauchen, die natürlich in gebundener Form
vorliegen müssen, bei der mündlichen Prüfung gar nicht dabei.
Ich hoffe, dass du mit all diesen Tipps gut durch dein Kolloquium kommst und du dich optimal vorbereiten konntest. Mit der Zeit wird der Beitrag noch etwas erweitert um Beispiele, damit es besonders anschaulich wird.
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei deinem Kolloquium!
Beste Grüße
Patricia
Patricia ist Wirtschaftsjuristin, Marketingtante, selbstständige Autorin und Gründerin von RockyourStudium. Als begeisterte berufsbegleitende Dauerstudentin (seit 2001) ist sie immer auf der Suche nach der optimalen und effizienten Lösung für jegliche Art von Studienproblemen.
Patricia ist Hundeliebhaberin, fährt gerne schnelle Autos (besonders in Schottland und gerne auch mal quer).